Donnerstag, 10. Juni um 19 Uhr Lesung und Gespräch in deutscher Sprache


Der Lyriker Rainer René Mueller, eine herausragende Figur der deutschsprachigen Dichtung, stellt ältere und neue Gedichte vor. Entscheidend für sein Werk ist Muellers Selbstverständnis als jüdischer Dichter.
Rainer René Mueller zählt seit seinem ersten Bandes „LiedDeutsch“ (1981) zu den herausragenden Figuren der deutschsprachigen Dichtung. Sein lyrisches Werk steht in der Tradition der deutsch-jüdischen Literatur. Es ist auch eine Auseinandersetzung mit dem Werk Paul Celans. Wie Celan, der aus der Bukowina stammte, reichen auch Muellers Wurzeln bis nach Czernowitz, der Hauptstadt der Bukowina, das Zentrum deutsch-jüdischer Kreativität. Viele Gedichte von Rainer René Mueller zeugen vom geschichtlichen Grauen der deutschen Vergangenheit, namentlich der Vernichtung der jüdischen Bevölkerung. Ausgehend vom Gedanken, dass ein beschädigtes Leben eine beschädigte Sprache verlangt, sind seine Gedichte geprägt von einer radikalen sprachlichen Verkürzung: Mueller arbeitet bewusst mit Zitatfetzen und Satzpartikeln, mit Leer- und Schnittstellen. Dieses Vorgehen verleiht den Gedichten ein besonderes Schriftbild, viele wirken wie Musikstücke. Tatsächlich „komponiert“ Rainer René Mueller seine Lyrik. Sein bisheriges Werk wird im Herbst 2021 im Wallstein Verlag in einer kommentierten und typografisch aufwendigen Ausgabe mit dem Titel „Gesammelte Gedichte“ gewürdigt.
Rainer René Mueller, geboren 1949 in Würzburg, lebt seit 1956 in Heidelberg. Er studierte Theologie, Germanistik, Philosophie, Französisch und Kunstgeschichte. Seit Mitte der 70er Jahre veröffentlichte er Gedichte. 1981 erschien „LiedDeutsch“, es folgten zahlreiche weitere Bände, zuletzt „POÈMES – POËTRA“ (roughbooks, 2015) sowie „geschriebes. selbst mit stein“ (Edition aouey, 2018). Er wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet, zuletzt mit dem Gerlinger Lyrikpreis 2016.
* Buchung als Doppelveranstaltung mit Ralph Dutli: Lob der Aphrodite. Gedichte von Liebe und Leidenschaft