21.00 Uhr Lesung und Gespräch in französischer und deutscher Sprache
Moderation: Erika Mursa, Übersetzerin, Vorsitzende des Deutsch-Französischen Kulturkreises (dfk)
Übersetzung aus dem Französischen von Lena Müller und André Hansen
Deutschsprachige Lesung: Arnaud Lieb, Dolmetscher: Stephan Egghart




Ein packender Gesellschaftsroman über das Frankreich der 1990er Jahre, über Frust und Sehnsüchte von Jugendlichen in der nordfranzösischen Provinz. Mit großer erzählerischer Kraft schreibt Nicolas Mathieu über den Alltag der Vergessenen, über soziale Ungerechtigkeit und jene feinen Unterschiede, die über Erfolgschancen im Leben entscheiden.
Ein Ort in der Provinz, im Osten Frankreichs. Stillgelegte Industrie. Unerträgliche Hitze. Langeweile. Jugendliche, die ihre Sexualität entdecken, Bier trinken, Moped fahren oder Drogen dealen. Eltern, von harter Arbeit gezeichnet, die den Versprechungen der Nationalisten verfallen. Allenthalben Sehnsüchte nach einem anderen Leben.
Über vier Sommer hinweg begleitet „Wie später ihre Kinder“ Anthony, Hacine und ihre Freunde beim Erwachsenwerden in einer Welt der Reihenhaussiedlungen und Durchschnittsstädte – einer Welt, in der ihnen nichts geschenkt wird und an der sie dennoch hängen. Der Autor weiß aus eigenem Erleben sehr genau, wovon er erzählt. Er zeichnet seine Figuren differenziert, mit Respekt und Empathie und beschreibt sensibel ihre Entwicklungsgeschichten in einer Gesellschaft, deren soziale Strukturen brüchig werden. Ein lebensvoller Roman, der an die literarische Tradition eines Zola oder Balzac erinnert und zugleich mit seinen aktuellen sozialen Problemen als Vorgeschichte für die Proteste der „gilets jaunes“ gelesen werden kann.
Nicolas Mathieu, 1978 in Épinal (Vogesen) geboren, lebt heute in Nancy. Seine erste Veröffentlichung (2014) „Aux animaux la guerre“ (dt. „Den Tieren der Krieg“) wurde für das Fernsehen adaptiert. Bereits sein zweiter Roman „Wie später ihre Kinder“ wurde 2018 mit dem Prix Goncourt, dem wichtigsten französischen Literaturpreis, ausgezeichnet und erhielt sowohl in Frankreich als auch in Deutschland begeisterte Kritiken.