Sonntag, 19:00 Uhr Lesung und Gespräch in deutscher Sprache


Jan Peter Bremer ist ein Meister der kleinen Form. In räumlich wie zeitlich eng begrenztem Rahmen behandelt sein Roman die psychischen Abgründe zweier Leben, die von gegenseitiger Abhängigkeit wie auch von unerfüllten Wünschen und Hoffnungen bestimmt sind.
Der Künstler Günter Greilach und seine Gattin Natascha leben zurückgezogen in einer umgebauten Mühle am Rande einer Kleinstadt. Während er scheinbar selbstgewiss und selbstgenügsam alle künstlerischen Brücken und sozialen Kontakte abgebrochen hat, hofft seine Frau noch
immer auf ein ausgefülltes und selbstbestimmtes Leben. Schon vor zwei Jahren hatte ein junger Doktorand mit dem schönen Namen Florian Sommer angekündigt, eine Dissertation über den alternden Künstler verfassen zu wollen. Nach vielen Absagen steht dieser junge Mensch nun plötzlich und unvermittelt vor der Mühlentür und gibt damit das Startsignal für ein tragisch-komisches Kammerspiel um Macht und Egoismen zwischen dem jahrzehntealten Ehepaar. Begehrlichkeiten werden wach, fordern ihren Tribut und ein sprachliches Feuerwerk der Eitelkeiten nimmt Fahrt auf. In immer rasanterem Tempo spielen sich die Protagonisten die Bälle zu, bittere Wahrheiten werden ausgetauscht, Sarkasmus und Schärfe bringen die eheliche Fehde fast zum Überkochen. Als Florian Sommer endlich das Wort ergreift und sein Geheimnis preisgibt, beschert
dies der Groteske ein verblüffendes Ende.
Jan Peter Bremer wurde 1965 in Berlin geboren. Für Auszüge aus seinem Roman „Der Fürst spricht“ erhielt er 1996 den Ingeborg-Bachmann-Preis. Neben Aufenthaltsstipendien im In- und Ausland unterrichtete er am Deutschen Literaturarchiv Leipzig und veröffentlichte zahlreiche Romane, Hörspiele und Kinderbücher. Für seinen 2011 erschienenen Roman „Der amerikanische Investor“ erhielt er den Alfred-Döblin-Preis, den Mörike-Preis sowie den Nicolas-Born-Preis. Mit dem Roman „Der junge Doktorand“ war er 2019 auf der Longlist des Deutschen Buchpreises.