Samstag, 11:30 Uhr Lesung und Gespräch in deutscher Sprache




Zwei Liebende wachen nach einer gemeinsam verbrachten Liebesnacht auf und müssen sich trennen – dieses Grundthema wurde im historischen Tagelied des Minnesangs dargestellt. In einer Uraufführung werden in völliger künstlerischer Freiheit entstandene Aktualisierungen des Tagelieds präsentiert, die auch in der UNESCO City of Literature Melbourne geschrieben wurden.
Der Codex Manesse, um 1300 in Zürich entstanden, gilt als die wichtigste Sammelhandschrift des Minnesangs: die prominenteste und schönste Handschrift des Mittelalters, bekannt als Große Heidelberger Liederhandschrift. Darin finden sich verschiedene Versionen des Tagelieds. Die darin beschriebene Ausgangssituation ist immer die gleiche:
Die Trennung zweier Liebender nach einer Liebesnacht. Die Grenzen zwischen Schweigen und Reden, zwischen Tag und Nacht, zwischen Nähe und Distanz werden immer wieder neu verhandelt. Auch in verschiedenen Kulturen, zu verschiedenen Zeiten, in verschiedenen Sprachräumen findet sich das Muster des Tagelieds wieder. So durfte Poesie-Kurator Nathan Curnow im Auftrag der UNESCO City of Literature Melbourne fünf Poetinnen und Poeten Australiens dazu einladen, aktuelle Versionen des Taglieds zu schreiben: Cate Kennedy, Kevin Brophy, Ross Gillett, Eleanor Jackson und Bella Li.
Kurator Nathan Curnow wird im zweiten Teil der Veranstaltung live zum Gespräch und für Publikumsfragen per Video zugeschaltet sein.
Tristan Marquardt, Lyriker, Mediävist und Herausgeber der Anthologie „Unmögliche Liebe“ (2017), in der zuerst „heutige Tagelieder“ veröffentlicht worden sind, präsentiert die Gattung des Tagelieds und liest heutige Übersetzungen alter Tagelieder und neue Texte.
Im aktuellen Australian Poetry Journal wiederum sind nun – wie bereits vor längerer Zeit angekündigt – die Gedichte jener australischen Lyriker*innen erschienen, die im Rahmen der Heidelberger Literaturtage 2020 an der Veranstaltung rund um das Tagelied teilgenommen haben (hier nochmal der Link zum Videomitschnitt).